Randstad-ifo-Personalleiterbefragung

Personalpolitische Auswirkungen durch den demografischen Wandel (2. Quartal 2023)

Im zweiten Quartal 2023 der Randstad-ifo-Personalleiterbefragung drehte sich alles um den demografischen Wandel und dessen Auswirkungen auf die Personalpolitik sowie die Rolle von älteren Beschäftigten zum jetzigen Zeitpunkt und in naher Zukunft.

Derzeit beschäftigen 70% der befragten Unternehmen Mitarbeitende, die bereits Rente beziehen. Zudem geben die Fragen Aufschluss, ob Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um ältere Beschäftigte länger im Unternehmen zu halten und ob Modelle angeboten werden, die für ältere Beschäftigte attraktiv sind. Auch ist in diesem Zusammenhang interessant, ob Unternehmen gezielt die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden verschiedener Altersklassen fördern. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass Unternehmen trotz des sich zuspitzenden demografischen Wandels ihren Fokus eher auf jüngere Altersgruppen richten. Spezielle Maßnahmen, um ältere Beschäftigte länger im Unternehmen zu halten, werden in 60% der befragten Betriebe ergriffen.

Fokus auf jüngere Altersgruppen nimmt zu

Trotz des demografischen Wandels scheint der Fokus laut der Umfrageergebnisse klar auf den jüngeren Altersgruppen zu liegen. So geben 63% der Befragten an, dass sich das Augenmerk hinsichtlich Beschäftigung und Weiterbildung in den kommenden Jahren auf die Altersgruppe unter 40 erhöhen wird. Dies scheint vor allem in größeren Unternehmen der Fall zu sein. In Betrieben ab 500 Beschäftigten schätzen 74%, dass der Fokus auf die unter 40-Jährigen steigen wird, in Betrieben mit 250–499 Beschäftigten sind es 71%, in Betrieben mit bis zu 49 Beschäftigten nur 54%. Auch in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen zeigen sich Unterschiede. Während in der Industrie 68% eine Erhöhung des Fokus auf diese Altersklasse sehen, sind es bei den Dienstleistungen 60%.

Randstad-ifo-Personalleiterbefragung 2. Quartal 2023
Randstad-ifo-Personalleiterbefragung 2. Quartal 2023

Jedes fünfte Unternehmen fördert Zusammenarbeit verschiedener Altersklassen

Die Frage, ob die Unternehmen das Zusammenarbeiten verschiedener Altersklassen aktiv fördern, wurde von einem von fünf Betrieben bejaht. Vor allem Dienstleistungsfirmen (24%) oder Betriebe ab 500 Beschäftigten (40%) bejahten den Einsatz solcher Maßnahmen. Aus den freien Antwortmöglichkeiten kristallisierten sich zwei Blöcke besonders heraus: Teamarbeit, Workshops und Events, sowie Mentoring, Patensystem und Coaching. Rund 60% der Firmen, die den Austausch zwischen den Altersklassen aktiv fördern, setzen auf das Maßnahmenpaket zur Verbesserung des Teambuildings. Gut ein Viertel möchte die Zusammenarbeit durch Mentoren-, Paten-, oder Coachingprogramme verbessern. Die verbleibenden 15% nannten andere Maßnahmen wie spezielle Anlernphasen, Besprechungen und offenen Austausch.

Mehr als die Hälfte aller Betriebe ergreifen Maßnahmen, um ältere Beschäftigte länger im Unternehmen zu halten

Maßnahmen, um ältere Mitarbeitende länger im Unternehmen zu halten, ergreifen fast 60% der befragten Betriebe. Auch hier stechen vor allem der Dienstleistungssektor und Betriebe mit mehr als 500 Mitarbeitenden mit einem höheren Anteil (61% bzw. 66%) als im Durchschnitt aller befragten Unternehmen hervor. Zu der beliebtesten Maßnahme zählen flexiblere Arbeitszeitmodelle mit 85% Zustimmung. Hier setzen Unternehmen an der richtigen Stelle an: Forschende fanden heraus, dass ältere Beschäftigte vor allem dann länger arbeiten wollen, wenn es sich um Jobs mit flexiblen Arbeitszeiten handelt (Ameriks et al. 2020). Altersgerechte Arbeitsplätze, Altersteilzeit sowie Gesundheitsförderung ergreifen über 40% der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen. Auf Gehaltserhöhungen und gezielte Weiterbildungen greifen etwa 15% der Befragten zur Mitarbeiterbindung der älteren Generation zurück. Andere Unternehmen geben erfahrenen Mitarbeitenden Freiraum bei der Gestaltung von Projekten, mehr Urlaubstage oder Freizeitausgleichsmöglichkeiten. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass der Fokus auf die jüngeren Generationen an Bedeutung gewinnt, gleichzeitig aber auch die längere Weiterbeschäftigung von älteren Mitarbeitenden im Blick von vielen Unternehmen steht.

Randstad-ifo-Personalleiterbefragung 2. Quartal 2023
Randstad-ifo-Personalleiterbefragung 2. Quartal 2023

Abfindungs-Modelle: Starke Heterogenität zwischen Unternehmen 

Einige Unternehmen bieten ihren Beschäftigten Abfindungsmodelle und Regelungen zum Übergang in den Ruhestand als zusätzliche Benefits an. Bei der Altersteilzeit handelt es sich um eine Teilzeitbeschäftigung, die durch das Altersteilzeitgesetz geregelt ist. Es besteht zwar kein rechtlicher Anspruch auf Altersteilzeit, es kann aber eine freiwillige Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer erfolgen. Bei der Altersteilzeit wird die bisherige wöchentliche Arbeitszeit um die Hälfte reduziert. Der Arbeitgeber ist hierbei verpflichtet, das Gehalt aufzustocken und zusätzliche Beiträge zur Rentenversicherung zu leisten. Die Altersrente ist eine weitere Möglichkeit, um vorzeitig – das heißt vor Erreichen der Regelaltersgrenze – in den Ruhestand zu gehen. Versicherte, die mindestens 45 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt und die maßgebliche Altersgrenze erreicht haben, können die abschlagsfreie Rente in Anspruch nehmen.

Die Mehrheit aller Betriebe (61%) bieten keine Altersteilzeit an. In 37% der Unternehmen gibt es dieses Modell, welches in den nächsten Jahren auch beibehalten werden soll. Lediglich 2% der Unternehmen planen, dieses im Durchschnitt bereits noch in diesem Jahr, spätestens aber bis 2028 abzuschaffen. Hinsichtlich der Wirtschaftsbereiche zeigen sich klare Unterschiede: Während die Hälfte der Industriebetriebe Arbeitsteilzeit ermöglichen, sind es im Dienstleistungssektor 31% und im Handel 27%. Beim Größenklassenvergleich zeigt sich, dass vor allem mitarbeiterstarke Unternehmen Altersteilzeit anbieten.

Das Modell der Altersrente nach 45 (Versicherungs-) Jahren findet im Vergleich zur Altersteilzeit häufiger Anwendung. Bei 50% der befragten Unternehmen kommt diese zum Tragen. Es zeigen sich nur kleinere Unterschiede zwischen den Wirtschaftsbereichen: Während in 59% der befragten Industriebetriebe diese zum Einsatz kommt, sind es im Dienstleistungssektor 46% und im Handel 42%. Auch hier zeigt der Größenklassenvergleich Divergenz: In 70% der Betriebe ab 500 Mitarbeitenden kommt die Altersrente nach 45 Beitragsjahren zum Tragen, während dies in Betrieben mit bis zu 49 Mitarbeitenden nur in 34% der Fälle vorkommt.

Randstad-ifo-Personalleiterbefragung 2. Quartal 2023
Randstad-ifo-Personalleiterbefragung 2. Quartal 2023

Spezielle Abfindungsmodelle nutzt eins von zehn der befragten Unternehmen. Während sich in der Industrie 18% der Betriebe dieser Maßnahmen bedienen, sind es bei den Dienstleistern 9% und im Handel 4%. In den Größenklassen zeigt sich ein ähnliches Bild wie zuvor: Je größer das Unternehmen, desto eher finden diese speziellen Modelle ihre Anwendung. In Betrieben ab 500 Mitarbeitenden bieten 29% Abfindungsmodelle an, in Betrieben mit 250–499 Mitarbeitenden sind es 14%. In kleineren Unternehmen sind diese deutlich weniger verbreitet: In Betrieben mit 50–249 Mitarbeitenden haben 8% diese Modelle im Programm und in Betrieben mit bis zu 49 Mitarbeitenden 3%.

Aufsatz in Zeitschrift
Julia Freuding, Johanna Garnitz, Daria Schaller
ifo Institut, München, 2023
ifo Schnelldienst, 2023, 76, Nr. 07, 62-67
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Daria Schaller

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